Was tun? Die Tochter war voller Vorwürfe. Noch vor wenigen Monaten war sie froh gewesen, dieses Altersheim für ihre Mutter gefunden zu haben. Schon länger war sie durch die Sorgen um ihre Mutter zunehmend überfordert. Alles war ihr zu viel geworden. – Dass sie nun, wenige Monate später so vorwurfsvoll war, das verstand die Heimleiterin nicht. Was sollte sie tun?
Das Tagesgeschäft war anspruchsvoll und die Planungssitzungen für ein Umbauprojekt ein zusätzlicher Zeitfresser. Das Problem mit der aufsässigen Tochter hatte die Heimleiterin beiseite geschoben, die alte Mutter war ja gut aufgehoben. Aber nun drohte die Tochter mit einer Anzeige an die Aufsichtsbehörde. Ein derartiges Verfahren würde die Kapazität der Heimleiterin definitiv sprengen – und weiteren Aufwand mit dem Trägerverein verursachen. Die Vorstandsmitglieder glaubten ohnehin alles besser zu wissen – gut gemeint, aber ohne eine Ahnung von modernen Konzepten für den Umgang mit alten Menschen.
In einer Supervision reflektierte die Heimleiterin die Situation. Sie konnte sich in die Tochter einfühlen. So gewann sie die Gewissheit, die Kommunikation mit der Tochter aktiv gestalten zu können anstatt einfach deren Anwürfe über sich ergehen zu lassen und zu schlucken. Das verschaffte ihr erneut Zuversicht.